Kakaofrucht

Herausforde­rungen im Kakaosektor

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Kakaobohnen

Etwa 90 bis 95 Prozent des Kakaos werden von Kleinbäuerinnen und -bauern angebaut. ihre durchschnittliche Anbaufläche beträgt zwei bis fünf Hektar. Insbesondere in Westafrika, dem Hauptanbaugebiet für Kakao, sind die Arbeits- und Lebensbedingungen der Kakaobauern und -bäuerinnen und ihrer Familien schwierig.

Die Einkommen der meisten Kakaobauernfamilien liegen unterhalb der international definierten Armutsgrenze. Armut ist somit eine wesentliche Herausforderung im Kakaosektor. Weitere Herausforderungen sind missbräuchliche Kinderarbeit, unter anderem eine Folge der Armut, der Verlust von Waldflächen durch den Kakaoanbau sowie die Einhaltung der Menschenrechte entlang der Lieferkette. Mehr über die Herausforderungen und über mögliche Lösungsansätze erfahren Sie in den Abschnitten unten.

Kakaobauern bei einem Gespräch

Das Einkommen von Kakaobauern und -bäuerinnen in Côte d'Ivoire und Ghana liegt bei durchschnittlich 0,97 EUR pro Person und Tag (u.a.: Studie des KIT-Instituts, 2019). Den meisten Kakaobauern und -bäuerinnen in Westafrika steht somit nur ein Einkommen zur Verfügung, das weit unterhalb der von der Weltbank definierten Armutsgrenze (2,15 USD, umgerechnet 2,00 EUR pro Person/Tag) liegt.

Kakao wird an den internationalen Börsen gehandelt. Das geringe Einkommen wird unter anderem durch Schwankungen des Weltmarktpreises verursacht. Weitere Ursache sind staatliche Eingriffe. Das ist in Côte d'Ivoire und Ghana der Fall, wo staatliche Stellen die Vermarktung regeln. Der den Erzeugern auszuzahlende Preis (Farm-Gate-Preis) wird dort zusätzlich durch die staatliche Abschöpfung belastet. Hinzu kommt die Abhängigkeit der Bauern und Bäuerinnen von Aufkäufern und Transporteuren, insbesondere wenn sie in abgelegenen Gebieten leben. Weitere Gründe für die Armut sind die starke Abhängigkeit von Kakao als Haupteinnahmequelle und vielfach die zu kleinen Flächen, die einem wirtschaftlichen Anbau entgegenstehen.

Die Hinzunahme weiterer Anbaufrüchte, eine effiziente Bewirtschaftung und gute Pflege der Flächen würden zur Verbesserung beitragen. Unterstützung bieten auch Kooperativen. Professionell aufgestellt, übernehmen sie die gemeinschaftliche Vermarktung des Kakaos für ihre Mitglieder. Kooperativen haben eine stärkere Verhandlungsmacht und können ihre Mitglieder mit weiteren Dienstleistungen unterstützen.

Das geringe Einkommen der Kakaobauern und -bäuerinnen steht in direktem Zusammenhang mit der geringen Produktivität der Anbauflächen und den niedrigen Ab-Hof-Preisen (Farm-Gate-Preis). Dies führt zu einer wirtschaftlichen Unsicherheit und Verarmung der Kakaobauern und -bäuerinnen. Die wichtigste Voraussetzung für Kredite, um notwendige Investitionen zu tätigen, entfällt damit ebenfalls. Fehlt das Geld, um Arbeitskräfte zu bezahlen, müssen die Kinder mitarbeiten, häufig unter nicht altersgerechten Bedingungen und mit Folgen für die körperliche Entwicklung. 

Weiterführende Informationen zum Thema existenzsicherndes Einkommen finden Sie auf der Seite der Living Income Community of Practice und im State of Play Papier zu Living Income des Forums.

Kreidetafel

Missbräuchlich ist jegliche Form von Kinderarbeit, die das Kind körperlich oder gesundheitlich schädigt und dem Schulbesuch entgegensteht. Missbräuchliche Kinderarbeit besteht weltweit in vielen Sektoren und ist auch im Kakaoanbau eine der größten Herausforderungen. Allein in Côte d'Ivoire und Ghana, den Hauptanbauländern für Kakao, arbeiten über 2 Millionen Kinder unter gefährlichen Bedingungen auf Kakaofeldern, und dies obwohl Kinderarbeit in beiden Ländern offiziell verboten ist.

Hauptursache dafür ist die Armut der Kakaobauernfamilien. Ein zu geringes und unstetes Einkommen führt dazu, dass Landwirtinnen und Landwirte nicht mehr in den Anbau investieren und keine finanziellen Mittel zur Verfügung haben, um Arbeitskräfte zu beschäftigen. Eine Folge ist, dass Kinder auf den Feldern unter nicht altersgerechten Bedingungen mitarbeiten müssen. Darüber hinaus sind die Kakaoanbauregionen zumeist entlegen und schlecht oder gar nicht erschlossen. Schulen sind nicht überall vorhanden oder werden von den Kindern trotz Schulpflicht nicht besucht, da es den Kakaobauernfamilien an Geld für Lernmittel fehlt oder sie die Kinder als Arbeitskraft auf ihren Feldern benötigen.

Für die Kinder hat die Arbeit auf den Kakaofeldern nicht nur mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit, sie bedeutet auch, dass weniger oder gar keine Zeit für den Schulbesuch aufgebracht werden kann.

Wald

In Ghana und Côte d'Ivoire wurden in den vergangenen Jahrzehnten große natürliche Waldflächen zerstört oder sogar gerodet. Die Côte d'Ivoire gehört zu den Ländern mit der weltweit höchsten Entwaldungsrate: Von 1960 bis 2015 wurde der Waldbestand in Côte d'Ivoire um 79 Prozent reduziert. Wälder und Baumbestand sind sowohl für das Klima und die Biodiversität als auch für den Kakaoanbau von höchster Bedeutung. Waldboden ist nährstoffreich und damit als fruchtbarer Boden für den Anbau von Kakao sehr gut geeignet. Agroforstwirtschaft, die Kombination von Baumbestand und landwirtschaftlicher Nutzung, macht sich dies zunutze. Die Dezimierung der natürlichen Waldbestände veranlasst Kakaobauern und -bäuerinnen immer öfter, die von der Regierung eigentlich geschützten Wälder für den Kakaoanbau zu nutzen, um weiterhin ein Einkommen erwirtschaften zu können. Hier spielen auch ungeregelte Eigentumsverhältnisse und Landrechte eine Rolle.

Wesentliche Ursachen für den Rückgang natürlicher, darunter auch geschützter Waldflächen sind die extensive Landwirtschaft, unter anderem die Ausweitung des Kakaoanbaus, und die unkontrollierte Nutzung der Wälder. Hinzu kommt ein unzureichendes Durchsetzungsvermögen öffentlicher Behörden, vor allem in Bezug auf die Kontrolle und Wahrung bereits geschützter Waldflächen.

Um die weitere Zerstörung des Waldbestandes, vor allem in der Côte d'Ivoire und in Ghana, zu verhindern, wurde im Jahr 2017 die Cocoa & Forests-Initiative ins Leben gerufen. Ihr haben sich die beiden führenden Kakaoanbauländer Côte d'Ivoire und Ghana sowie auch Kolumbien angeschlossen sowie zahlreiche Kakao und Schokolade verarbeitende Unternehmen, darunter auch Mitglieder des Forum Nachhaltiger Kakao. Die Initiative hat zum Ziel, gestützt auf konkrete Aktionspläne ihrer Mitglieder, den Erhalt und die Wiederherstellung von Waldgebieten zu unterstützen.

Mehr über die Cocoa & Forests Initiative finden Sie hier.

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat im Jahr 2011 Leitprinzipien zu Menschenrechten verabschiedet, die UN Guiding Principles on Business and Human Rights (UNGPs). Alle Staaten sind darin aufgefordert, durch geeignete Maßnahmen wie Gesetze und Richtlinien Verletzungen der Menschenrechte vorzubeugen, diese zu untersuchen, zu bestrafen und zu beheben. Dies umfasst neben der Pflicht des Staates auch die Verantwortung von Unternehmen. Insbesondere international agierende Unternehmen sollen Menschenrechte in ihren Lieferketten einhalten und hierfür die Prinzipien der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht, Human Rights Due Diligence (HRDD), anerkennen. Hierzu gehört unter anderem die Verpflichtung zu regelmäßiger Berichterstattung, Wirkungsnachweisen und Weiterem.

Die genannten Prinzipien wurden in nationale Aktionspläne, wie den Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und andere Richtlinien (Standards der OECD, Global Compact Richtlinien) integriert und sind mit dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) nun teilweise gesetzlich verankert. Das LkSG trat zum 1. Januar 2023 in Kraft. Auf Ebene der Europäischen Union wurde zudem im Mai 2024 eine Europäische Lieferkettenrichtlinie, die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), verabschiedet, die nach einer Übergangsfrist in das nationale Recht der EU-Mitgliedsstaaten übertragen werden muss und stufenweise ab 2027 umgesetzt werden muss.

Weitere globale Herausforderung: Der Klimawandel

Das verstärkte Auftreten von Pflanzenkrankheiten und zunehmend ausgelaugte Böden sind auch eine Folge des Klimawandels. Beides wirkt sich auf den Ertrag aus und veranlasst viele Kakaobauern und -bäuerinnen, sich neue Anbauflächen zu erschließen. Eigentlich geschützte Waldbestände geraten damit in Gefahr, abgeholzt zu werden.

Um dem entgegenzuwirken hat die EU hat eine Verordnung auf den Weg gebracht, die sicherstellt, dass in der EU konsumierte Agrarrohstoffe – wie Kakao nicht zur Entwaldung oder Waldschädigung nach 2020 geführt haben. Unternehmen die Kakao oder nachgelagerte Produkte auf den EU-Markt einführen müssen in diesem Zusammenhang Geolokalisierungsdaten für Kakaoanbauflächen liefern und ihre Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Entwaldung und Walddegradierung erfüllen.

Risikomindernde Stellschrauben, um den Waldbestand zu schützen und bestehende Anbauflächen zu pflegen umfassen Maßnahmen wie Düngung, Pflanzenschutz und bessere Pflege der Kakaobäume, was zu einer höheren Produktivität führt. Der Anbau von Kakao in Agroforstsystemen, zusammen mit anderen zusätzlich Schatten spendender Nutzbäumen und weiteren Anbaufrüchten, trägt zu höherer Klima Resilienz und Biodiversitätsschutz bei.